Eva Ulmer-Janes
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Was sind Schamanen?

Die Bezeichnung meint ursprünglich Medizinmänner, Priester und Heiler eines sibirischen Stammes, der Tungusen. Ethnologen haben unter diesem Begriff später alles subsumiert, was in etwa dieser Funktion in den sogenannten primitiven Kulturen entspricht.

Schamanen sind also die Mittler zwischen den Stammesmitgliedern und der Welt der Geister, aus der sie Information und Weisheit beziehen, Kenntnisse über die Heilung von Krankheiten, über bevorstehende Ereignisse natürlicher und menschlicher Provenienz, und ein tiefes Wissen über die Gesetze des Kosmos und den Sinn unseres Lebens.

In Südamerika wird unterschieden zwischen dem Weißmagier und Heiler, dem „curandero", und dem Zauberer, der auch für Liebes- und Schadenzauber, für Machtausübung jeder Art zuständig ist, dem „brujo".

Im esoterischen Sinn ist also heute der Schamane ein heiler im weitesten Sinn, ein Heiler des Planeten und seiner Bewohner, ein Hüter des Alten Wissens um die Gesetze des Universums. Stadt-Schamanen, zu denen auch ich mich zähle, bemühen sich, dieses Wissen um die Natur der Dinge auch in unserem städtischen Umfeld zu leben und zu vermitteln. Es geht dabei um die verborgenen Zusammenhänge und Inhalte, die keineswegs an Rituale an den Kraftplätzen der Inkas oder eines anderen nativen Volkes gebunden sind, nicht an Zauberpflanzen und Trommeln.

Es geht um den bewußten Umgang mit Energie in und um uns, wie ja auch für den Schamanene die Elemente seines Rituals nur Symbole oder Konzentrationshilfen sind. Die größten Meister haben diese äußeren Zeichen immer schon für Hilfsmittel und Krücken gehalten, auf die sie verzichtet haben, sobald sie sie entbehren konnten.

Es geht um eine besondere Sicht der Dinge dieser und einiger anderer Welten, darum, sich bewußt die innere Einstellung des Schamanen und Magiers anzueignen. Darum, die eigene Position wahrzunehmen als die eines Wesens, das einerseits immer und überall Macht ausübt, mit allem, was es denkt und tut, in einem vernetzten Universum wirksam ist und daher für alle seine Gedanken und Taten, für seine Gefühle und Befindlichkeiten Verantwortung trägt, und das andererseits gleichzeitig nur ein winziges Rädchen in der großen Weltmaschine ist, eben durch die erwähnte Vernetzung auch von allen anderen Teilen des Kosmos abhängig und beeinflußt.

In diesem Spannungsfeld sich zurechtzufinden, die Demut, die aus der Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit im Makrokosmos resultiert, mit dem Wissen um die eigene Fähigkeit, in jedem Augenblick den Kosmos mitzuerschaffen und damit teilzuhaben am Göttlichen, zu verbinden und diese beiden Pole im eigenen Selbst in Balance zu halten, das ist es, was den Magier ausmacht. Das ist das Geheimnis des Schamanen.

Daher ist es auch kein Zufall, daß Schamanen sehr oft durch Nahtoderfahrungen gegangen sind, bevor sie berufen wurden. An der Schwelle zu anderen Welten haben sie Grundsätzliches über die verschiedenen Aspekte von Sein und Bewußtsein begriffen. Die zahlreichen Berichte von ehemals klinisch Toten in unserem Kulturkreis bestätigen diese Erfahrung.

Und was haben wir davon? Was nützt es mir westlichem Großstadtbewohner, mir das Weltbild und - in modifizierter Form - auch die Techniken eines Schamanen anzueignen?

So unbequem es sein mag, sich erst einmaldem Gedanken zu stellen, daß jeder sich seine eigene Wirklichkeit erschafft - nicht nur berufliche Erfolge, auch der Mißerfolg ist „homemade", nicht nur meine stählerne Fitneß, auch jede Krankheit ist das Resultat des eigenen Denkens und Handelns, jeder ungerechte Chef, Beziehungsprobleme und mißratene Söhne sind ebenfalls Bestandteile und damit Erzeugnisse eines bestimmten Weltbildes - , so faszinierend ist doch die Vorstellung, daß alles, was meine Kreation ist, auch durch mich bewußt verändert werden kann.

Betrachte ich eine Krebsgeschwulst als bösartige Attacke durch ein blindwütiges Schicksal, stehe ich dem Problem recht hilflos und ohnmächtig gegenüber. Wenn ich dagegen die Erkrankung als Mitteilung meines Unbewußten auffasse, daß ich etwas in meinem leben tiefgreifend verändern muß, weil es so buchstäblich nicht weitergehen kann, habe ich schon alle Chancen, gesund zu werden.

An allem, was einem im Leben begegnet, ist man zumindest beteiligt. Und nur dieser eigene Anteil ist wirklich interessant, der ist unser kreatives Potential. Was auch immer ich damit mache, wie auch immer ich es bewußt oder unbewußt einsetze, so gestaltet sich auch meine Umgebung. Wenn ich der Meinung bin, daß es keine erschwinglichen, schönen Wohnungen auf dem Markt gibt, wird mich meine selektive Wahrnehmung die besten Chancen übersehen lassen. Wenn alle Männer sowieso Schweine sind, wird dieses Denkmuster in jeder neuen Bekanntschaft bestätigt. Psychologen nennen dieses Phänomen „selffulfilling prophecy".

Der Magier nennt es den schwarzmagischen Umgang mit sich selbst und setzt alles daran, diese Haltung bewußt und damit veränderbar zu machen. Er verfügt über Techniken, um unbewußten Ursachen von Störungen nachzuspüren und Gegenbilder zu erschaffen, ja sogar auch um diese Bilder in der Materie umzusetzen.

Wenn man einmal Erfahrungen mit hilfreichen Geistwesen, prompt erfüllten Wünschen und Spontanheilungen gemacht hat, stellt sich die Frage nach dem „Wozu?" nicht mehr. Wer einmal den Ausschnitt an Wirklichkeit, den er wahrzunehmen bereit ist, erweitert hat, erfährt dadurch auch, daß seine Möglichkeiten und geistigen Fähigkeiten bei weitem größer sind, als er bisher angenommen hatte.

Schamane zu werden, ist also auch ein wunderbares geistiges Abenteuer, es ist anstrengend, faszinierend, belastend, erhebend, erschreckend und komisch, zutiefst menschlich und berührend, aber auch ein Schritt zur Entfaltung des Göttlichen in uns.


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